Ersttag der Sondermarken „Moderne Architektur in Österreich“ DC Tower 1; „Alte Meister“ Samuel von Hoogstraten - Alter Mann im Fenster, 1653; „Literatur aus Österreich“ Stefan Zweig; „Junge Kunst in Österreich“ Charlotte Klobassa - Rumours, 2023
Samuel van Hoogstraten – Alter Mann im Fenster, 1653
Die Kunst der Illusion
Das bemerkenswerte Gemälde des niederländischen Malers, Autors und Kunsttheoretikers Samuel van Hoogstraten hat einen besonderen Bezug zu Wien.Samuel van Hoogstraten wurde 1627 im niederländischen Dordrecht als Sohn eines Malers geboren. Er wurde Schüler in der Werkstatt Rembrandt van Rijns, wo er in den 1640er-Jahren ausgebildet wurde. Seine Arbeiten aus dieser Zeit zeigen deutlich Rembrandts Einfluss, ab den 1650er-Jahren änderte sich sein Stil jedoch. Van Hoogstraten unternahm viele Reisen, längere Zeit hielt er sich auch in Wien auf, wo er von Kaiser Ferdinand III. empfangen wurde und eine Ehrenmedaille erhielt. Er bildete auch selbst Schüler in der Malerei aus. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in seinem Heimatort, wo er ein Traktat der Malerei („Einführung in die Hohe Schule der Malkunst, oder die sichtbare Welt“) verfasste, das heute noch als Klassiker der Kunstliteratur gilt, und wo er 1678 auch verstarb. Seine Werke umfassten neben Porträts auch Genre-, Landschafts- und Historienmalerei sowie Stillleben.
Van Hoogstraten befasste sich intensiv mit Perspektiven in der Malerei. Seine Spezialität waren sogenannte „Trompe-l’œils“ („Augenbetrüger“) wie das Gemälde „Alter Mann im Fenster“. Aus einem aufwendig gemalten Fenster ragt der Kopf eines alten Mannes, der wie losgelöst vom Körper wirkt. Das Werk schuf der Künstler 1653 in seiner Zeit in Wien. Es war von Beginn an Teil der kaiserlichen Sammlung, heute gehört es zur Gemäldegalerie im Kunsthistorischen Museum Wien.
Charlotte Klobassa – Rumours, 2023
Kunst als Komposition
Ein farbenfrohes, großformatiges Werk der jungen Wiener Künstlerin Charlotte Klobassa ist das diesjährige Motiv aus der Serie „Junge Kunst in Österreich“.Charlotte Klobassa, geboren 1987, lebt und arbeitet in Wien und Berlin. Sie schloss ihr Studium an der Universität für angewandte Kunst bei Judith Eisler mit Auszeichnung ab.
Die Künstlerin beschäftigt sich mit der durchlässigen Polyphonie der Erinnerung durch den Prozess der Malerei. Ihren abstrakten Gemälden geht eine Untersuchung unbewusster Zeichen und Gesten in ihrer räumlichen und sozialen Umgebung voraus, die sie in einem Prozess der Aneignung in diese einbezieht. Kritzeleien von Unbekannten in Schreibwarengeschäften, Details von Situationen oder die Eigenschaften einer Person werden aus ihrem ursprünglichen Umfeld herausgelöst und in ihre subtilen Ölgemälde eingeschrieben. Mit ihren sanften Pinselstrichen rekonstruiert Charlotte Klobassa präzise Relikte dieser Begegnungen und verwischt dabei nicht nur die Grenzen zwischen dem, was von anderen geliehen ist, sondern stellt auch die Konstruktivität der Künstlerpersona als solche in den Vordergrund. Klobassa nimmt verschiedene Positionen ein, indem sie fremde und eigene Gesten nachahmt und versucht, imaginierte Möglichkeiten darzustellen. „Rumours“ ist Teil eines Ölmalerei-Triptychons. Das starke Vergrößern und die theatralische Inszenierung von Formen, die ursprünglich unbewusst und nebenbei entstanden, sind spielerischer Ausdruck einer Idee von Pathos, Gestik und Authentizität.
Stefan Zweig
Meisterhafter Erzähler
Das zweite Motiv aus der Serie „Literatur aus Österreich“ zeigt mit Stefan Zweig einen herausragenden österreichischen Literaten und Intellektuellen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.Stefan Zweig wurde am 28. November 1881 als Sohn eines jüdischen Fabrikanten in Wien geboren. Er absolvierte ein Studium der Philosophie, Germanistik und Romanistik. Schon während seiner Schulzeit schrieb er Gedichte, später folgten zahlreiche Erzählungen und Novellen, Essays, Monografien, Dramen und ein Opernlibretto. Zudem war er als Journalist für die Neue Freie Presse und als Übersetzer tätig. Im Ersten Weltkrieg arbeitete er im Kriegsarchiv. Zeit seines Lebens reiste er viel, unter anderem nach Britisch-Indien, in die USA und nach Südamerika. 1934 emigrierte Stefan Zweig nach England und wurde 1940 britischer Staatsbürger. Über New York reiste er nach Brasilien, wo er sich niederließ. Als überzeugtem Pazifisten waren ihm die Entwicklungen in Europa ein Gräuel – von Depressionen geplagt, schied er im Februar 1942 gemeinsam mit seiner Ehefrau aus dem Leben.
„Sternstunden der Menschheit“ (1927), der Roman „Ungeduld des Herzens“ (1939) und „Die Schachnovelle“ (1942) sind einige seiner bekanntesten Werke, die durch seine eindringliche Erzählweise glänzen. Beeinflusst von Sigmund Freuds Psychoanalyse, war Zweig ein Meister in der Darstellung des menschlichen Seelenlebens. Das auf der Briefmarke abgebildete Zitat stammt aus der Novelle „Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau“, die 1927 als Teil des Bandes „Verwirrung der Gefühle“ veröffentlicht wurde.
DC Tower 1
Hoch hinaus
Der beeindruckende DC Tower 1 in der Wiener Donau City, der höchste Wolkenkratzer Österreichs, ist das diesjährige Motiv aus der Serie „Moderne Architektur“.Mit seinen 250 Metern Höhe ist der DC Tower 1 nur zwei Meter niedriger als das höchste Bauwerk des Landes, der Donauturm im angrenzenden Donaupark. Auf 60 Geschoße und eine Bruttogeschoßfläche von rund 93.600 Quadratmetern verteilt beherbergt der Turm Büros, Seminar-, Veranstaltungs- und Hotelräume, Restaurants und ein Fitnesscenter. Geplant wurde das Prestigeprojekt vom französischen Architekten Dominique Perrault, die offizielle Eröffnung fand im Februar 2014 statt. Photovoltaikanlagen und weitere Nachhaltigkeitsmaßnahmen verhalfen dem schlanken Turm zu einer Zertifizierung als „Green Building“, ein Pendel im Inneren des Gebäudes dient bei Windböen als Schwingungstilger. Die auffällige wellenartige Struktur an einer Seite der schwarzen Glasfassade soll einerseits an einen auseinandergebrochenen Monolithen erinnern, andererseits auch eine Verbindung zur nahen Donau herstellen.
Als optisches Gegenstück zum imposanten DC Tower 1 war der DC Tower 2 geplant, dieser wird derzeit jedoch in geändertem Design errichtet. Der 2022 fertiggestellte DC Tower 3 wird als Wohnheim für Studierende genutzt. Die drei Türme sollen einen markanten Eingang zur Donau City darstellen, die in den 1990er-Jahren als „zweites Wiener Stadtzentrum“ entwickelt wurde. Der moderne Stadtteil am östlichen Donauufer soll mit seiner markanten Skyline einen Kontrast zum historischen Stadtzentrum bilden.
Wann:
17.07.2024, 9 bis 13Uhr, Präsentation 10 Uhr
Wo:
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, Getreidemarkt 1, 1060 Wien
Gruppenbilder: Bild 1
Bild Vortrag: © Ö. Post AG
Gruppenbild v.l.n.r.:
Mag. Helmut Kogler (VÖPh Präsident), Mag. Susanna Hiegesberger (Kuratorin Briefmarkenarchiv, Österr. Post AG), Kirsten Lubach (Briefmarkenkünstlerin), Charlotte Klobassa (Künstlerin)